Wenn wir Christus mit der rauen Stimme der Gefängnisinsassen auf seinem Kreuzweg begleiten, kann man dabei Zeuge eines seltsamen Zweikampfs zwischen Leben und Tod werden und entdecken, wie die Fäden des Guten unweigerlich mit den Fäden des Bösen verflochten sind. Den Kalvarienberg hinter Gittern zu betrachten ist anzunehmen, dass man ein ganzes Leben in wenigen Augenblicken verspielen kann, wie es dem guten Schächer passiert ist. Es genügt, diese Momente mit Wahrheit zu füllen: Reue für die begangene Sünde, die Überzeugung, dass der Tod nicht ewig ist, die Gewissheit, dass Christus der zu Unrecht verspottete Unschuldige ist. Dem, der glaubt, ist alles möglich, denn selbst in der Dunkelheit der Gefängnisse ertönt die hoffnungsvolle Botschaft: »Für Gott ist nichts unmöglich« (Lk 1,37). Wenn ihm jemand die Hand reicht, kann ein Mensch, der zu den schrecklichsten Verbrechen fähig war, zum Hauptdarsteller einer völlig unerwarteten Wiederauferstehung werden. Wir sind gewiss: »Auch wenn wir vom Bösen erzählen, können wir lernen, Raum für die Erlösung zu lassen, können wir inmitten des Bösen auch die Dynamik des Guten erkennen und ihr Raum geben« (Botschaft von Papst Franziskus zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel 2020).
So wird die Via Crucis zu einer Via lucis – der Kreuzweg wird zu einem Weg des Lichtes.
Die Texte, die von Gefängnisseelsorger Don Marco Pozza und der ehrenamtlichen Mitarbeiterin Tatiana Mario zusammengestellt wurden, sind in der ersten Person geschrieben, aber es wurde beschlossen, die jeweiligen Namen nicht zu nennen. Diejenigen, die diese Betrachtung mitgestaltet haben, wollten ihre Stimme all jenen in der Welt leihen, die sich in einer vergleichbaren Situation befinden. Heute Abend, in der Stille der Gefängnisse, will die Stimme eines Einzelnen zur Stimme aller werden.
Lasst uns beten.
Gott, allmächtiger Vater,
der du in Jesus Christus, deinem Sohn,
die Wunden und Leiden der Menschheit auf dich genommen hast,
heute fasse ich Mut und flehe zu dir wie der reumütige Schächer: „Denk an mich!"
Ich stehe allein vor dir, im Dunkel dieses Gefängnisses,
arm, nackt, hungrig und verachtet,
und ich bitte dich, meine Wunden
mit dem Öl der Vergebung und des Trostes
und mit dem Wein jener Brüderlichkeit zu salben,
die das Herz stark macht.
Heile mich mit deiner Gnade und lehre mich, mitten in der Verzweiflung zu hoffen.
Mein Herr und mein Gott, ich glaube, hilf mir in meinem Unglauben.
Vertraue mir auch weiterhin, barmherziger Vater,
gib mir auch in Zukunft immer wieder eine neue Chance,
und nimm mich in deiner unendlichen Liebe in den Arm.
Mit deiner Hilfe und der Gabe des Heiligen Geistes,
werde auch ich fähig, dich zu erkennen
und dir in meinen Brüdern und Schwestern zu dienen.
Amen.
I. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt
Betrachtung eines zu lebenslanger Haft verurteilten Gefangenen
II. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
Betrachtung von zwei Eltern, deren Tochter ermordet wurde
III. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
Betrachtung eines Häftlings
IV. Station: Jesus begegnet seiner Mutter
Betrachtung der Mutter eines Häftlings
V. Station: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
Betrachtung eines Häftlings
VI. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
Betrachtung einer Gemeindekatechetin
VII. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
Betrachtung eines Häftlings
VIII. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen
Betrachtung der Tochter eines zu lebenslanger Haft verurteilten Mannes
IX. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
Betrachtung eines Häftlings
X. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt
Betrachtung einer Gefängnispädagogin
XI. Station: Jesus wird an das Kreuz genagelt
Betrachtung eines angeklagten und dann freigesprochenen Priesters
XII. Station: Jesus stirbt am Kreuz
Betrachtung eines Richters am Strafvollstreckungsgericht
XIII. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
Betrachtung eines ehrenamtlich tätigen Ordensmannes
XIV. Station: Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt
Betrachtung eines Justizvollzugsbeamten
Die Pfarrkirche St. Nikolaus nimmt als bedeutendstes Denkmal neugotischer Kirchenarchitektur in Tirol eine dominante Stellung für das Stadtbild ein. Der Bau erfolgte 1881 nach Plänen von Friedrich von Schmidt im neugotischen Stil und wurde 1885 geweiht.
Bereits im Jahre 1313 stand an dieser Stelle eine Kapelle.
Das Patrozinium feiern wir am 6. Dezember.
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