Bischof Hermann schreibt: „Gegen die Banalisierung des Lebens und gegen alle gesellschaftlichen Tendenzen zur Verflachung von Lebenswahrnehmung verbünden sich Kunst und Kirche... Kunst ermöglicht Nähe – genaues Sehen, genaues Hören, genaues Wahrnehmen, Begegnen." (Andrä Kunst, Prolog)
In Gesprächen mit Künstlern die in unserem Seelsorgeraum Wohnen und Arbeiten erfahren wir wie sie die Verbindung zwischen Kunst und Kirche sehen.
Das waren Arbeiten für den Kircheninnenraum der Wallfahrtskirche Maria Schmolln im Innviertel. Ich sollte diese Kirche für Pilger ansprechend gestalten – fünf oder sechs Jahre arbeitete ich an diesem Auftrag. Rückblickend war es meine schönste Arbeit in einem Kirchenraum. Eine moderne Gestaltung sollte für diese Kirche gefunden werden und das hab ́ ich gemacht – auf meine Art!
Meine Art ist ́s, wenn du die Kirche betrittst, bist du sofort konfrontiert mit den wichtigsten Themen der Bibel und Heilsgeschichte. Zum Beispiel siehst du in der Maria Schmolln-Kirche auf den Hochaltar und erkennst gleich die Verkündigungsszene, die Drei Könige auf dem Weg zum Stall, in der Mitte die Kreuzigung, darüber die Heilig-Geist-Taube und rechts das Pfingstwunder. Das Ganze ergibt ein geschlossenes Gefüge, das dich einstimmt.
Christus als den Gekreuzigten darzustellen - das geht mir besonders unter die Haut! Die Glaubenskraft Jesu und dass überhaupt ein Mensch solche Schmerzen auf sich nimmt und erträgt, ist für mich das Bedeutendste. Ansonsten gestalte ich immer gern Heiligenfiguren und Märtyrer. Sie geben den größten Glaubensbeweis!
Die künstlerische Darstellung hat für mich nur den Sinn, Menschen in diese Richtung aufzubauen und zu sammeln. Ich mag keine hässlichen Sachen schaffen oder Werke, die nur Dekoration sind und was es da alles gibt. Von Kindheit an war für mich die sakrale Kunst das wichtige Thema. Wie viele herrliche Vorbilder haben wir dafür aus dem Mittelalter! Das Christentum hat eine Kult-Kultur entwickelt, die einfach fantastisch ist.
Kunst in der Kirche war nicht allein Auftragsarbeit. Der persönliche Glaube hat die Künstler angetrieben. Was gab es alles für Spitzenleistungen! Wenn ich an Domkirchen denke und auch, was in der Musik hervorgebracht wurde. Das ist nicht nur ein Demonstrieren von künstlerischem Können, sondern Ausdruck persönlichen Glaubens - in Schönheit und göttlicher Verbindung, und die ist nur schön und kann nicht hässlich sein. Moderne Vorstellungen von Kunst stehen dazu völlig konträr. Sakralkunst wird abgewertet als Kitsch oder sie ist hässlich anzuschauen. Nach meiner Vorstellung von Kunst gibt es keine moderne Sakralkunst. Die Menschheit mit Kriegen, dem Macht- und Gewinnstreben ist krank. Religion zeigt den Heilsweg, wie die Menschheit heilen kann. Das ist eine Entwicklung, und wir sind dazu auf der Welt, dass wir uns möglichst aus dieser kranken Situation heraus entwickeln.
Mir bleibt nichts anderes, doch derzeit ist es wirklich nicht sehr gefragt: das Kruzifix, das Kreuz! Früher hat man es in wichtige Räume - auch in Wohnräume - gehängt. Heute ist das nicht mehr so. Es passt nicht herein. Was ich mache, ist mit moderner Kunst nicht im Einklang.
Ich hab ́ den Franziskus sehr gern. Er hat das mächtige Drumherum verpönt und wollte das Christentum wieder auf die direkte und einfache Linie bringen. Das brachte ihn in Konfrontation mit der Amtskirche. Ich meine, er ist zu seiner Zeit einer der wirklichen Reformer der Kirche gewesen.
Die St. Nikolauskirche ist für mich eine der schönsten Kirchen aus dem 19. Jahrhundert. Der maßgebliche Bildhauer war Josef Bachlechner - in meinen Augen ein großer Künstler und dabei so volkstümlich. Schon als Kind hat er mich sehr beeindruckt. Sein Werk hat für mich mehr Religion hergegeben als die Werke in der Hungerburgkirche, die damals gebaut worden war. Die hat mir nicht allzu viel Eindruck gemacht.
Wie kamen Sie zum Auftrag, den Innenraum der Höttinger Kirche künstlerisch zu gestalten?
Pater Werner Seifert kam auf mich zu Er wollte den Hochaltar neu gestaltet haben, doch was und wie - davon hatte er keine Ahnung gehabt! In seinen Augen war der damalige Zustand fürchterlich, bot keine Atmosphäre. Für mich war klar: Ich wollte in die bestehende neugotische Kirche keine Disharmonie bringen. Die Themen hab ́ ich aus der Bibel genommen, und zwar geläufige, über die du gut meditieren kannst: Die Szene mit dem ungläubigen Thomas oder der Sturm auf dem See – Menschen in einer Krisensituation. Der Anblick solcher Menschen schließt beim Betrachter am ehesten Herz und Hirn auf. Sie / er soll sich auf keinen Fall langweilen. Im Zentrum des neuen Hochaltars steht wieder Christus, der das Herz des Ganzen ist.
Mein Gott - das dauert lang: Viele Nächte und Tage und Versuche bis du von allen Seiten zu einem Ergebnis kommst, zu einer Einheit und Klarheit. Und trotzdem ist die komplette Höttinger Altarraumgestaltung innerhalb von nur einem Jahr entstanden. Das war eine große Leistung! Vor allem deshalb, weil in meiner Werkstatt die Raumdecke zum zweiten Stock vorübergehend entfernt werden musste, um überhaupt das auf vier Meter geschnittene Holz gestalten zu können. Ich hatte eine Technik angewandt, die ́s früher nicht gab, nämlich die dicken Pfosten miteinander zu verleimen. Das hat ganz neue Formen hervorgebracht, mit denen ich gut arbeiten konnte. Während man in der Gotik die einzelnen Teile gleichsam wie in eine Kiste hineingesetzt hatte, hab ́ ich aus einem Stück alles mit dem Messer herausarbeiten können. Das ist dann wirklich ein Wurf, eine Komposition!
Als ich noch in den Kindergarten ging, hatte mir mein Vater, ein junger Architekt, Plastilin zum Spielen gegeben. Was anderes hatte ich nicht, nur meine Hände, meine Phantasie und da war ich ein Wunderkind. Und im Sommer war ich auf Zirkusausstattung narrisch, da hatte ich Tiere gestaltet. Mein Vater hatte mir dazu gute Kunstbücher und Anleitungen in die Hand gedrückt. So konnte ich meine Studien machen: zum Beispiel zu Hufen bei Pferden. Nach der Volksschule bin ich auf die Realschule gegangen. Das ging einher mit viel Karl-May-Lektüre. Davon inspiriert habe ich aus Plastilin Indianer modelliert. Als ich meine Indianer in der Schule einem Mitschüler zeigen wollte, hat mich der Professor dabei erwischt... - und ist damit zum Leiter der Kunstgewerbeschule gegangen. Er hatte ihn gefragt, was er dazu sagt. Die Antwort war: Der Bursche ist ein Naturtalent, und er will mich nehmen. Es war die Zeit, wo alles im Umbruch war und später der Krieg angefangen hatte, eine verrückte Zeit. Für mich als jungen Burschen war deshalb alles andere viel interessanter, als Latein zu lernen. In den Sprachen war ich schwach, ich hätte die dritte Klasse wiederholen müssen, da hat mich der Leiter der Kunstgewerbeschule bereits mit 13 Jahren in die Kunstgewerbeschule genommen. Damals unterrichtete an dieser Schule Professor Pontiller, der streng auf die Komposition von Kunstwerken aus war. Die Techniken für Stein, Holz und Keramik erlernten wir nebenbei. Worauf es ankam, war gute Kompositionen zu schaffen! Das ist mir sicher von diesem Professor mitgegeben worden. - Von mir können sie heute jedes Werk anschauen, immer ist eine Komposition dahinter. Kein Stück ist langweilig oder unausgewogen. Es muss alles einen Zusammenklang haben. So wie bei einem Gedicht abgerundet in der Rhythmik muss jedes Stück sein.
Das frag ́ ich mich selbst, denn jeder sagt, den Millonig erkennt man einfach! Die Komposition spielt auf jeden Fall eine große Rolle, und auf Gefühlsausdruck leg ́ ich auch großen Wert. Der ist in den meisten Fällen auch ein wenig religiös betont, überhaupt möchte ich gerne etwas Liebvolles in die Welt setzen. Ich mag die Kaltschnauzigkeit nicht, wenn etwas gerade nur so toll ist. Ich will haben, wenn du etwas betrachtest, dass da eine Freude aufkommt, eine gewisse Freundlichkeit. Von anderen Leuten wird das vielleicht als Kitsch angeschaut – doch da kann ich nicht helfen. Aber gekauft wird's gerne, und das ist mir auch wichtig!
Pfarrgottesdienst - 5. Fastensonntag mit Zuspruch der Versöhnung, "Aktion Warenkorb"
26. Mär 2023, 08:30 Uhr
Pfarrkirche St. Nikolaus
Palmbusch'n binden
31. Mär 2023, 15:00 Uhr
Pfarrheim St. Nikolaus
Details
Die Pfarrkirche St. Nikolaus nimmt als bedeutendstes Denkmal neugotischer Kirchenarchitektur in Tirol eine dominante Stellung für das Stadtbild ein. Der Bau erfolgte 1881 nach Plänen von Friedrich von Schmidt im neugotischen Stil und wurde 1885 geweiht.
Bereits im Jahre 1313 stand an dieser Stelle eine Kapelle.
Das Patrozinium feiern wir am 6. Dezember.
Hier finden Sie alles, was in unserer Pfarrgemeinde auf den ersten Blick verborgen ist.