„Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch" (Irenäus v. Lyon, 2. Jh.)
Woher kommen wir? - Heilsgeschichte in St. Nikolaus
Links des Inns - an der Brücke und Kreuzung der großen Verkehrswege von Osten, Westen und Süden - schafft der im 12. Jh. neu aufblühende Handel nicht nur neue Märkte, sondern schleußt auch ansteckende Krankheiten ein. Um eine größere Ausbreitung zu verhindern, werden die Angesteckten im sogenannten „Sondersiechenhaus“ untergebracht: links des Inns am Fuß der Nordkette am Rande des alten Marktes am Ende der Nikolausgasse. Ausgegrenzt vom gesellschaftlichen Leben erhalten die Siechen hier ein Dach über dem Kopf und das tägliche Brot. Sie beten miteinander und reden sich als Brüder und Schwestern an. Eine Kapelle wird gebaut, sie wird Gotteshaus der sogenannten „Koatlakn“. Heilige der Nächstenliebe aus allen vier Himmelsrichtungen wählt man zu Patronen: aus dem Süden Nikolaus von Tolentino, aus dem Norden Elisabeth von Thüringen, aus dem Osten Nikolaus von Myra, aus dem Westen Martin von Tours. Vor der Tür erleben die Nikolauser das Kommen und Gehen der Großen - von der Weiherburg und vom Schloss Büchsenhausen, in Friedenszeiten mit Glocken, im Krieg mit Kanonen. Eine der zwei Innsbrucker Hinrichtungsstätten dieser Zeit, das Köpflplatzl, liegt in unmittelbarer Nähe. Die Gasse abwärts trifft man auf das Strafgefangenenhaus, das Turnusvereinshaus.
Die für die Seelsorge verantwortlichen Priester kommen aus der Dompfarre St.Jakob, und wie diese steht man im Patronat der Stadt Innsbruck. Im 18. Jh. nimmt die Bevölkerungszahl so zu, dass die Kirchengemeinde in der „unteren Anpruggen“ 1786 den Status einer Pfarre erhält. Kirche und Friedhof brauchen immer mehr Platz, deshalb wird nach 500jährigem Bestehen das Sondersiechenhaus geschliffen und 100 Jahre später auch der Vorgängerbau der heutigen Kirche. Die Pläne für diese neue und größere Kirche stammen vom Wiener Architekten Friedrich von Schmidt, Erster Baumeister unter Kaiser Franz Josef. Es entsteht ein Gotteshaus aus einem Guß, ein Juwel neugotischer Sakralarchitektur mit Beispielcharakter über die Grenzen Tirols hinaus.
In der ersten Hälfte des 19. Jh. wird das Haus in der Weiherburggasse 2 Widum von St.Nikolaus. Anfang des 20. Jh. erhält die Pfarre von Johanna Schöpf den Grund für das heutige Pfarrheim in der Fallbachgasse geschenkt. Auflage ist, ein Haus für die Jugend und die Kinder ärmerer Familien zu bauen. Die gleiche Wohltäterin verkauft dem damals gegründeten Verein „Katholische Frauen zur Förderung von Frauen“ zu günstigen Konditionen den Nachbargrund. Die Pfarre ist im Vorstand mit dem Amt des „Geistlichen Assistenten“ vertreten.
Mittlerweile hat sich St.Nikolaus nach Jahrhunderten mit dem Ruf des „Armenhauses“, der „Koatlakn“, zu einem begehrten Stadtteil gewandelt. Die noch in den 70iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zugezogenen Familien mit Migrationshintergrund sind in der nachfolgenden Generation in größere, erschwinglichere Wohnungen anderer Stadtteile abgewandert. Die zurückbleibenden Altbauwohnungen werden generalsaniert und sind nur für Bevölkerungskreise aus finanzstärkeren Einkommensgruppen erschwinglich. So ist eine Bevölkerungsmischung von Einheimischen und großteils akademisch gebildeten Neuzugezogenen entstanden. Knapp 1200 der in St.Nikolaus wohnenden Einwohner haben römisch-katholisches Bekenntnis. 50 bis 60 nehmen im Schnitt am Sonntagsgottesdienst teil.
„Ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit“
Lobgesang des Zacharias, Lk 1,74
Wovon und wofür leben wir?
- Unsere Sammlung und Sendung in St.Nikolaus
Als Pfarre leben wir aus einer Gemeinschaft untereinander mit Gott (communio), die wir in unseren Gottesdiensten feiern, und mit einer Sendung (missio), die wir in unserem Umfeld leben.
Wir versammeln uns wöchentlich zu unseren Gottesdiensten (Liturgie). In der Eucharistie pflegen und feiern wir die Tischgemeinschaft mit unseren Nächsten und mit Gott. Wir kommen mit allem, was die Tage erfüllt und uns bestimmt: mit Gelungenem, das uns freut, Hoffnung macht und danken lässt, und wir bekennen uns voreinander auch zu dem, wo wir uns und anderen und Gott etwas schuldig bleiben, was uns ängstigt oder traurig macht. Wir hören die Lesungen aus der Bibel und bringen Gottes biblische Heilsgeschichte mit unserer Heilsgeschichte in Verbindung. Wir treten mit unseren Gebeten bei Gott ein für die Anliegen der Kirche und der Welt, insbesondere für die der Notleidenen. Wir bringen die Früchte der Erde und unserer Arbeit vor Gott und rufen Gottes Geist auf sie herab. So werden sie uns Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus. Er gibt sich uns darin hin, wir empfangen ihn im geteilten Brot und Wein und werden eins mit ihm. Wir kommen so in Kontakt mit Gott als Quelle unserer Kraft und als Horizont unserer Sehnsucht. Wir danken für seine Gegenwart und bitten um seinen Segen. Den Segen verstehen wir als Gottes Zuspruch in unsere Sendung (missio).
In Jesu Gleichnis vom Barmherzigen Samariter (vgl. Lk 10,25-28), der dem unter die Räuber geratenen, schwerverletzt am Boden Liegenden zu Hilfe kommt, ihn in eine Herberge bringt und sich für die nötige Versorgung einsetzt, sehen wir ein Bild für die Sendung unserer Kirche in St.Nikolaus, wie sie sich aus unserer Kirchengeschichte ergibt: heilend Präsenz zeigen für in Not Geratene (Diakonie). Wir nehmen uns dabei das erste Gebot der jüdisch-christlichen Tradition zu Herzen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.“. Wir wissen, unser Weg zu Gott geht nur über die Gemeinschaft mit unseren Nächsten. Das Gesicht der Kirche von St. Nikolaus sind wir selbst mit unserer eigenen Heilsgeschichte. Pfarrer, Diakon und Pastorale Mitarbeiterinnen sind dazu vom Bischof eingesetzt. Die Pfarrkirchenratsmitglieder werden vom Bischof berufen, die Pfarrgemeinderatsmitglieder von den Pfarrangehörigen gewählt. Kirche Jesu Christi, Reich Gottes und seine Gerechtigkeit bekommen in unserem Stadtteil eine konkrete Hausnummer. In unserem Engagement für unsern Stadtteil suchen wir Verbündete in den Traditionsvereinen, im Verein der Kath. Frauen zur Fördung von Frauen, in den Musikkapellen, im Kindergarten und in der Volkschule St. Nikolaus.
In all unserem Tun schwingt unser Glaube mit, den wir in der Sakramentenvorbereitung (Taufe, Kommunion, Firmung, Trauung, Weihe) weitergeben (Martyrie) und in unseren Angeboten wie Exerzitien und Bibelabenden pflegen. Erneuerung und Umkehr hat bei uns seinen gottesdienstlichen Ort besonders in den gemeinsamen Feiern der Versöhnung (Beichte) und der Krankensalbung (Krankengottesdienst). Priester aus anderen Erdregionen, die bei uns regelmäßig ihren Dienst ausüben, öffnen uns die Augen für die Weltkirche, mit der wir in Gemeinschaft in unserer Sammlung und Sendung stehen.
Pfarrgemeinderat Innsbruck St. Nikolaus im Herbst 2015
1. Advent
3. Dez 2023, 08:30 Uhr
Pfarrkirche St. Nikolaus
Details
Orgelmatinee
3. Dez 2023, 11:00 Uhr
Pfarrkirche St. Nikolaus
Die Pfarrkirche St. Nikolaus nimmt als bedeutendstes Denkmal neugotischer Kirchenarchitektur in Tirol eine dominante Stellung für das Stadtbild ein. Der Bau erfolgte 1881 nach Plänen von Friedrich von Schmidt im neugotischen Stil und wurde 1885 geweiht.
Bereits im Jahre 1313 stand an dieser Stelle eine Kapelle.
Das Patrozinium feiern wir am 6. Dezember.
Hier finden Sie alles, was in unserer Pfarrgemeinde auf den ersten Blick verborgen ist.