Das ist eine ganz eigene Geschichte: Ich hab ́ erst Koch und Kellner gelernt, aber mich immer schon fürs Handwerkliche interessiert. Mein Vater war ein Handwerker, meine Brüder auch, doch ich fand hier keinen Lehrplatz, so bin ich erst Koch- und Kellner geworden mit fester Stelle in Seefeld. Im Sommer gab ́s saisonsbedingt keine Arbeit, ich wollte aber Geld verdienen. So arbeitete ich nebenbei bei den Absamer Läute- anlagen. Der Chef hat mich dann gefragt, ob ich nicht bleiben wollte. Und ich bin geblieben und hab ́ die Schlosserlehre gemacht. Ich wechselte dann für einige Jahre zu Glocken Grassmayer. Kam dann wieder zurück, als das Angebot stand, die Absamer Läuteanlagen von Anton Neurauter, vulgo Glocken-Toni, zu übernehmen. Jetzt bin ich seit 10 Jahren selbständig.
Wir haben Aufträge in ganz Tirol, also in Nord-, genauso wie in Süd- und Osttirol. Auch haben wir Aufträge in Vorarlberg, Kärnten, Salzburg und Bayern, auch im Trentino und ab und zu in Wien. Aktuell gestalten wir dort vier Ziffernblätter neu. Wichtig ist: Wir gießen keine Glocken, aber wir machen alles andere, was die Glocke zum Schwingen und Klingen bringt. Außer uns gibt es nur noch vier weitere Werkstätten in Österreich, die das anbieten. Du musst in der Holzverarbeitung versiert sein. Weiterhin auf Glockenstühle aus Holz zu setzen, hat sich als richtige Entscheidung erwiesen. Du musst Metallarbeiten durchführen können und ebenso dich mit Eltektromotoren und Steuerungen auskennen. Und schwindelfrei bleiben in höchster Höhe, musst du auch noch.
Ich habe immer wieder mit ganz alten Gewerken zu tun. Bei der Lagertechnik alter Holzjöcher der Glocken beeindruckt mich zum Beispiel, wie gut auch Vorgängermodelle zum heutigen Kugellager funktionieren. Die Technik dieser Modelle geht auf Leonardo Da Vinci zurück, und du kannst sie im Glockenstuhl der Innsbrucker Jesuitenkirche bestaunen. Großartig finde ich auch die moderne Glockentechnik. Seit mehr als dreißig Jahren bin ich Kunde einer belgischen Firma, die elektronische Steuerungen für die Glocken liefert. Auf den Grad genau kann ich einstellen, wie weit die Glocke ausschwingt: Wenn 90 Grad, dann schwingt sie auch 90 Grad. Wenn ́s kalt ist und das Schmierfett „zacher", dann korrigiert das diese Steuerung automatisch, so dass die Glocke tatsächlich weiter 90 Grad ausschwingt.
Viele Glocken wurden der Rüstungsherstellung geopfert, nicht nur während des Ersten Weltkrieges, auch im zweiten Weltkrieg. Sie wurden mit Nummern versehen und warteten am dem Glockenfriedhof in der Nähe von Bahnhöfen auf ihren Abtransport.
Diese Maßnahmen liefen nicht ohne Zwischenfälle. In Absam hatte in der Nacht, bevor die Kirchenglocken abtransportiert werden sollten, ein widerständiger Bauernbub das Stahlseil gekappt. Das hatte strafrechtliche Folgen.
Der Ein- oder Ausbau der Glocken geschieht über die Schallfenster. Das Mauerwerk zwischen den Fenstern wird abgetragen. So ist die Öffnung breit genug, um über einen Galgen oberhalb der Schallfenster mit Hilfe eines Flaschenzuges die Glocken aufzuziehen oder abzulassen. Höttings Mesner Nobert weiß darüber viel zu erzählen. Er stammt aus einer Mesnerfamilie und hat selbst erfahren, wie es herging, als noch zum Geläut die Glocken mit der Hand gezogen wurden. Höttings Glocken sind aus der Glockengießerei Oberascher mit Sitz in Salzburg wie schon der Glockengießer Hamm.
Die Klangqualität hängt zuerst wesentlich vom Material ab: Bronzeglocken sind hier deutlich hochwertiger als Stahlglocken. Sie sind aus einer Mischung von Kupfer und Zinn gegossen. Je weniger sie Zinn enthalten, desto niedriger ist zwar die Gefahr, dass die Glocke einen Riss bekommt, doch ihr Klang ist nicht so rein. Die Größe der Glocke entscheidet über die Tonhöhe. Damit die Glocke ihren vollen Klang entwickeln kann – und der mischt sich aus etwa 50 Tönen rund um einen Grundton – muss der Klöppel den richtigen Anschlagspunkt im Bereich der sogenannten Schärfe treffen. Der Klöppel selbst muss auch die richtige Größe haben. Vom Gewicht her kommt ́s darauf an, dass zwischen Holzjoch, Glocke und Klöppel das richtige Verhältnis besteht. Das Gewicht der größten Höttinger Glocke beträgt 3556 kg , von der Hungerburg und in St. Nikolaus ist es die Christkönigsglocke mit 3 Tonnen.
Es gab eine Zeit in der Glockentechnik, da war Stahl angesagt: Glocken aus Stahl und auch der Glockenstuhl aus Stahl. Von der Beständigkeit des Materials ist das naheliegend, doch mittlerweile hat sich rundum der Holzglockenstuhl wieder durchgesetzt. In unserer Region ist die Lärche das bewährteste Holz. In Deutschland ist vor allem die Eiche als Glockenstuhlholz verbreitet. Holz dämpft die Schlagkraft, Stahl leitet sie weiter. Ein stählerner Glockstuhl ist wie ein Steinhammer: Er durchschlägt auf Dauer das Mauerwerk, zerstört es.
Der Tiroler Klöppelfänger ist einzigartig in der Läutekultur. Der Ursprung liegt in einer ganz „weltlichen" Funktion: Glocken dienten in Notlagen wie Feuersbrunst, Unwetter oder Hochwasserkatastrophen der Verständigung. Gerade in den Bergtäler war ́s dann wichtig, dass durch Glockenklangfolgen bzw. -rhythmen angezeigt werden konnte, wo zu Hilfe geeilt werden muss. Dafür wurde ein Läuteplan entwickelt, wie man es zum Beispiel aus Villnöss kennt. Je nach Läutfolge wusste man, ob im Ober-, Unter- oder im sogenannten Außerdorf Not herrscht. Technisch gelöst wurde das durch den „Klöppelfänger". Während die Glocke weiterschwingt, fixiert der Fänger den Klöppel, so dass es zu keinem Geläut kommt. Lässt der Fänger den Klöppel aus, schlägt er sofort wieder an. Dieser Vorzug wurde dann auch fürs Angelus-Läuten genutzt: Bei weiterschwingender Glocke wird das Geläut dreimal für das „Gegrüßt seis du, Maria"-Gebet unterbrochen
Sie waren vom 15. bis 17. Jahrhundert nicht nur angesehene Glockengießer, begehrt waren besonders ihre Kanonen. Zu welchem Wohlstand sie es brachten, zeigt der Umstand, dass sie sich das Schloss Büchsenhausen als Ansitz errichteten.
Ich bin ein Christ. Höre ich beim Begräbnis die Glocke, dann schwingt durch den Klang unsere Trauer durch, ein Weinen. Ist eine Hochzeit, steht ihr Klang für unsere Freude. Das macht die Glocke so besonders! Sie gibt meinem Glauben hörbar Ausdruck.
Pfarrgottesdienst - 5. Fastensonntag mit Zuspruch der Versöhnung, "Aktion Warenkorb"
26. Mär 2023, 08:30 Uhr
Pfarrkirche St. Nikolaus
Palmbusch'n binden
31. Mär 2023, 15:00 Uhr
Pfarrheim St. Nikolaus
Details
Die Pfarrkirche St. Nikolaus nimmt als bedeutendstes Denkmal neugotischer Kirchenarchitektur in Tirol eine dominante Stellung für das Stadtbild ein. Der Bau erfolgte 1881 nach Plänen von Friedrich von Schmidt im neugotischen Stil und wurde 1885 geweiht.
Bereits im Jahre 1313 stand an dieser Stelle eine Kapelle.
Das Patrozinium feiern wir am 6. Dezember.
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