Auf der Hungerburg treffe ich mich zum Interview mit der Leiterin des Kindergartens „Zur Linde", Frau Kaltenböck-Gowers. Mit wieviel pädagogischer Kompetenz und großer Zuwendung zu den Kindern hier gearbeitet wird, ist aus jeder ihrer Antworten zu hören ...
Ich weise auf auf das außergewöhnliche über 100 Jahre alte Haus hin, „Die Linde". Seit 2003 ist unser Kindergarten in diesem Haus untergebracht. Wichtig sind als unsere „Aushängeschilder" der wöchentliche Waldtag und das einmal wöchentliche Kochen mit den Kindern.
Wir sind ein eingruppiger Kindergarten mit 20 Kindern und bei den Pädagoginnen ein Dreier-Team. Von Montag bis Freitag haben wir von 7:00 bis 16:30 Uhr geöffnet. Während dieser Zeit gibt es Staffelungen der Anwesenheit.
Schlüsselbegriffe sind für uns „Wertschätzung" und „Haltung". Auf sie kommt es an im Verhältnis zu den Kindern, den Eltern und natürlich zu uns selbst: Welches Vorbild geben wir? Sind wir bereit, unser eigenes Verhalten zu reflektieren? Nehmen wir uns selbst ernst? - Höchstes Gut ist für uns, dass sich die Kinder wohl fühlen. Daraus wächst eine Offenheit, die jedes Lernen voraussetzt, und das ist die Basis, um die Kinder in ihrer motorischen, sprachlichen und emotionalen Entwicklung zu stärken. Wichtig ist uns der enge Austausch mit den Eltern und die gemeinsame Suche nach Lösungen, wenn es dem Kind nicht gut geht.
Wir werden als naturnaher Kindergarten gesehen und von unserer Umgebung sind wir es. Deshalb haben wir auch unseren „Waldtag". Die Kindersollen den Wald riechen, greifen und erleben, sie sollen erfahren: Wo sind Abhänge, wo Ebenen. Entgegen kommt uns, dass wir den so weitläufigen Garten unserer Nachbarn, der Kinderfreunde, nutzen dürfen. Die große Wiese mit ihrem duftenden Gras und ihren Blumen sind für uns ein Paradies. Die Kinder pflücken natürlich auch die Blumen, pressen Baumblätter, und bei allem geht es nicht um Fachwissen - das kommt nebenbei -nein, es geht primär um sinnliches Erleben, und wie wir für Nachhaltigkeit Sorge tragen. Von den Früchten im Garten, den Erdbeeren und Kartoffeln, und den Kräutern schlagen wir den Bogen zum Kochen. Das Kochen mit den Kindern ist neben dem Waldtag das zweite Aushängeschild unseres Kindergartens. Hier kommt es uns darauf an, Kochen und Küche in einen wertschätzenden Zusammenhang mit den Früchten im Garten zu bringen. - Wie schmeckt die Kartoffel, wenn sie gekocht ist ...
Natürlich kracht's immer wieder, aber die Frage ist, wie gehen wir recht damit um. Es gibt einen Leitfaden, wie wir Konflikte begleiten, dass unsere Kinder lernen „Stopp" zu sagen, und dazu gibt's eine „Stopp-Hand-Karte". Das im Streit Aussprechen-Können „Nein, ich mag das nicht!" soll den Kindern helfen, mit Konfliktlagen umzugehen. Die Kinder sollen gleichzeitig wissen, dass sie immer zu uns kommen können. Wenn sich ein Konflikt aufbaut, wägen wir ab: Wann müssen wir eingreifen? Was trau ́ ich den betroffenen Kindern zu, wie sie selbst den Streit lösen. So sind die Kinder selbst aktiv. Je nach dem ermuntern wir sie, zuhause nochmals darüber zu reden. Wichtig ist aber, dass sie miteinander reden. Und wenn's gar nicht gehen sollte, hilft meistens eine Auszeit weiter.
Ja und nein -wir sprechen zum Beispiel nicht mehr von der „Puppenecke", sondern vom „Rollenspielbereich". Es fühlen sich so auch tatsächlich mehr Buben angesprochen. Wir Pädagoginnen fördern diese Sensibilität. Es gibt Themen, bei denendie Mädchen fordern, das ist Mädchensache, und die Jungs, das ist Jungssache. Zum großen Teil ist es aber bei unsern Kindern kein Thema.
Hochtrabend gesprochen geht's hier um„Bildungspartnerschaft". Gewöhnlich haben wir mit den Eltern im Kindergarten Gespräche, das ist aktuell wegen der Corona-Bestimmungen nicht möglich. Die Eltern verabschieden ihre Kinder an der Türe, und wie es möglich ist, werden hier Informationen ausgestauscht oder eben über Telefonate. Gerade während der Eingewöhnungsphase ist der enge Kontakt zwischen Eltern und uns wichtig.
Wir sind mit den Kinderfreunden verbunden, weil wir ihre Wiese nutzen dürfen. Mit der Pfarre und der Feuerwehr gibt es – wenn es Corona erlaubt - regelmäßig Berührungspunkte: Zum Beispiel das Martinsfest mit einem von Hemma Schlenz im Pfarrgarten vorbereiteten Labyrinth und unserem Martinsspiel. Dazu wirdzum Umtrunk und Waffelessen eingeladen, und so ist das jährliche Martinsfest zu einem „Dorf-Highlight" geworden. Manche Eltern erzählen uns, ihre älteren Kinder schwärmen heute noch vom Hungerburger Martinsfest. Auch die Adventkranzweihe hat uns mit der Pfarre und den Karmeliterpatres verbunden und natürlich der „Nikolausbesuch" im Wald!
Anfang Dezember zeichnen die Kinder eine Einladung für den Hl. Nikolaus und hoffen, dass er kommt. Weil wir unseren wöchentlichen „Waldtag" haben, gehen wir um den 6. Dezember in den Wald. Wir singen auf dem Weg Nikolauslieder und spüren die besondere Atmosphäre. Die Kinder bekommen eine leise Ahnung und auf einmal tritt uns Nikolaus im Wald entgegen. Das ist natürlich ein einmaliges Erlebnis -und Nikolaus findet uns immer!Unterstützt werden wir bei allem von der Freiwilligen Feuerwehr Hungerburg: Sie sperrt beim Martinsfest die Straße und sorgt für Flutlicht. Die Kinder dürfen sogar in die Feuerwehrfahrzeuge einsteigen und von innen unter die Lupe nehmen. Sie nehmen an Spritzübungen teil und löschen mit dem Schlauch. Sobald es Corona erlaubt, laden wir wieder zu unsem Familienfest ein. Gewöhnlich haben wir dieses Fest gemeinsam mit der Pfarre ausgetragen. Ein Highlight sind für uns Vorlesestunden mit Hemma in der Pfarrbücherei. Zurzeit überbrücken wir es so, dass die Pfarrbücherei zu uns kommt –das heißt, wir erhalten regelmäßig eine Bücherkiste mit spannenden Geschichten ...
Die Werte, die für uns zählen, sind ja auch christliche Werte. Wir erzählen religiöse Geschichten wie zum Beispiel von Weihnachten und klären, wie und warum wir dieses Fest feiern. Ob wir religiöse Themen aufgreifen und welche, hängt immer davon ab, welcher religiöser Herkunft unsere Kinder sind und was sich von den religiös geprägten Zeiten anbietet bzw. was von den Kindern selbst kommt.
Armin Krenz sagt, unsere Kinder packen die ersten sieben Lebensjahre den Rucksack, mit dem sie ins Leben starten -und was da drin ist, das ist dann auch drin. -Wenn es uns gelingt, „gute Gaben" in den Rucksack zu packen kann, dann ist das mein größter Wunsch! Dieses Bild für unsere Arbeit hat mich direkt angesprochen und seitdem begleitet es mich.
Ein starkes Bild, Frau Kaltenbeck-Gowers, und ein Wunsch, der immer wieder für Sie und Ihre Mitarbeiterinnen in Erfüllung gehen soll!
Interview: Wolfgang Geister-Mähner
Text: Peter Stöger und Wolfgang Geister-Mähner
Bilder: Klaus Spielmann
Die Pfarrkirche St. Nikolaus nimmt als bedeutendstes Denkmal neugotischer Kirchenarchitektur in Tirol eine dominante Stellung für das Stadtbild ein. Der Bau erfolgte 1881 nach Plänen von Friedrich von Schmidt im neugotischen Stil und wurde 1885 geweiht.
Bereits im Jahre 1313 stand an dieser Stelle eine Kapelle.
Das Patrozinium feiern wir am 6. Dezember.
Hier finden Sie alles, was in unserer Pfarrgemeinde auf den ersten Blick verborgen ist.